Nachhaltige Investitionen: ökologisch und sozial Geld anlegen

Was machen eigentlich Banken und Versicherungen mit unserem Geld, welches wir bei ihnen anlegen? Sie investieren es! Hierbei ist der maximale Gewinn aus den Investitionen zumeist wesentlich wichtiger als ökologische oder soziale Standards. Unser Nachhaltigkeitsleiter fragt nach bei Julia Dubslaff von der gemeinnützigen Organisation Urgewald e.V., woran wir wirklich nachhaltige Investitionen erkennen können.

Nachhaltige Investitionen: Stop funding fossil fuels

Jemand kauft bereits Bio-Lebensmittel, bezieht Ökostrom und bevorzugt Fair Trade-Produkte. Klingt, als wenn der- oder diejenige bereits alles richtig macht, oder?

Genau, da ist auf jeden Fall schon viel Bewusstsein da! Woran aber manch eine noch nicht denkt, ist das Thema Finanzen. Zum Beispiel Ökostrom: Es ist natürlich super wichtig, dass kein Kohlestrom aus der Steckdose kommt. Aber was macht eigentlich die Bank, bei der man ist? Gibt sie vielleicht genau dem Versorger, dessen Kohlestrom man nicht beziehen möchte, einen Kredit? Oder ist an der Platzierung einer Anleihe von einem Bergbaukonzern beteiligt, der die Kohle abbaut? Und noch einen Schritt weiter: Was ist mit der Versicherung, bei der man z.B. eine Lebensversicherung abgeschlossen hat? Wie investiert die denn Prämien ihrer Kund*innen? Relevant sind auch Investmentfonds: Halten sie die Aktien und Anleihen von Unternehmen, von deren Geschäftsmodell man nicht profitieren möchte? Mehr und mehr Finanzinstitute, angefangen von Banken über Vermögensverwalter bis hin zu Versicherungen, geben sich selbst Finanzierungs- und Investitionsrichtlinien für sogenannte ESG-Faktoren (Environmental, Social, Governance). Leider sind diese Richtlinien bei vielen Instituten bislang nicht sonderlich fortschrittlich, auch nicht beim Thema Klimaschutz.

Das kann ich leider bestätigen. Bei einer großen Bank sowie einem bekannten Versicherungsunternehmen habe ich mich nach nachhaltigen Fonds erkundigt. Ich bekam jeweils ein buntes Sträußchen angeboten, die zumeist Attribute wie Ecological, Green und Sustainable enthielten. Auf Faire-Fonds prüfte ich, in welche nachhaltigen Unternehmen ich denn jeweils investieren würde. Erstaunt musste ich feststellen, dass diese Fonds Mineralöl-, Nahrungsmittel- und Automobilkonzerne finanzieren, die seit Jahrzehnten alles andere als öko-sozial wirtschaften.

Das wundert mich leider gar nicht. Wir decken bei Faire Fonds etwa 3.500 Fonds ab; davon grob die Hälfte Nachhaltigkeitsfonds, und prüfen, ob und welche kritischen Unternehmen sich in den Portfolios befinden. Bisher ist es überhaupt kein Qualitätsmerkmal, wenn der Fonds Begriffe wie „grün“, „climate“ oder „sustainable“ im Namen trägt. Es gibt keinerlei Mindestanforderungen an die Investitionsrichtlinien. Gerade haben wir festgestellt, dass 1.742 der Fonds auf unserem Portal in mindestens ein Kohle- und 2.551 Fonds in mindestens ein Öl- und Gas-Unternehmen investieren. TotalEnergies ist ein besonders beliebtes Unternehmen, auch von Nachhaltigkeitsfonds! Und nur 415 der Fonds in unserer Datenbank investieren in keines der Unternehmen, die wir abdecken. Es ist klar: Bei den Richtlinien steckt der Teufel im Detail. Man muss genau hinsehen, welche Unternehmen für einen Fonds investierbar sind und welche nicht. Und leider ist es so, dass nur wenige Fonds Ausschlüsse von Kohle-, Öl- und Gasunternehmen anwenden und gleichzeitig auch auf einen guten Menschenrechtsschutz ihrer Zielunternehmen achten. 

Welche Tipps kannst du nach diesen Erkenntnissen unseren Leser:innen an die Hand geben, um einen positiven Einfluss im Sinne der Nachhaltigkeit auf Banken, Versicherer und Investoren auszuüben?

Am Anfang muss man sich erst einmal in Erinnerung rufen, welche Finanzprodukte man so hat – vom Girokonto über Sparanlagen, Altersvorsorge, Fondssparplänen oder Festgeldkonten bis hin zu Versicherungen. Dann sollte die Überlegung folgen, welche Nachhaltigkeitsaspekte wichtig sind, und dann die Auseinandersetzung damit, ob die Finanzinstitute, bei denen man Kund*in ist, diese Aspekte auch berücksichtigen. Zum Glück haben die wichtigsten Institute die Zeichen der Zeit erkannt und entsprechende Informationen zumindest halbwegs gut aufbereitet. Ansonsten gibt es verschiedene Informationsquellen wie Faire Fonds, den Fair Finance Guide oder die Kohle-, Öl und Gas-Policy Tracker, die die Richtlinien bewerten. Aber am allerwichtigsten ist die Diskussion mit der Bank oder dem Fondsanbieter selbst: nachfragen und die eigenen Nachhaltigkeitsansprüche an das Produkt vorbringen! Je mehr Menschen dies tun, desto eher bewegen sich auch die Finanzinstitute.