In den vergangenen Jahren ist der Klimawandel auch im Harz deutlich spürbar. Wetterextreme wie Stürme, aber auch lange Hitze- und Trockenperioden sowie damit einhergehenden Borkenkäfer-Befall haben zugenommen. Darunter leidet vor allem die Fichte, die ein kühl-feuchtes und ausgeglichenes Klima zum Wachsen benötigt. Gemäß dem aktuellen Waldzustandsbericht ist nur jeder fünfte Baum in Deutschland gesund. dieUmweltDruckerei setzt sich seit Jahren für den Schutz des Waldes ein. Dieses Jahr unterstützen wir den gemeinnützigen Verein vom Bergwaldprojekt. Unser Nachhaltigkeitsleiter war im Harz, um beim Projekt Aufbäumen mitzuhelfen. Vor Ort sprach er mit dem geschäftsführenden Vorstand Stephen Wehner über die Herausforderungen für den Waldschutz im Harz.
Als ich die letzten Jahre den Harz besuchte, musste ich stets aufs Neue mit Erschrecken feststellen, in welch desolaten Zustand der Wald ist. So weit das Auge reicht, prägen große Flächen mit abgestorbenen Fichten das Bild. Es sieht aus wie nach einem Wirbelsturm. Was genau ist passiert?
Der ursprüngliche Bergmischwald im Harz bestand überwiegend aus Rotbuche, Berg-Ahorn, Eberesche, Hainbuche, Eichen und anderen Laubbaumarten. Während der tausendjährigen Bergbaugeschichte hat der Mensch gravierende Veränderungen sowohl an den Fließgewässersystemen als auch an den Waldökosystemen im Harz vorgenommen. Zuletzt wurden nach dem 2. Weltkrieg großflächige Reparationskahlschläge überwiegend mit nicht standortheimischen Fichtenmonokulturen bestockt. Die Artenvielfalt und die gesamte Biodiversität der Bergwälder wurden durch die jahrhundertelange Kultivierung drastisch reduziert. Das hat die natürliche Anpassungsfähigkeit dieser Lebensgemeinschaften sehr eingeschränkt.
Die Jahresdurchschnittstemperaturen im Harz sind durch die menschengemachten Treibhausgasemissionen in den letzten 100 Jahren – das entspricht etwa einem Drittel eines natürlichen Baumalters – von örtlich 3 Grad C bis zu 8 Grad C um 1 Grad C angestiegen. Die säurehaltigen Abgase aus Industrie- und Verkehr, die in den 1980 Jahren die Wälder schon einmal zum flächigen Absterben brachten, belasten immer noch die Böden und verätzen die Feinwurzel der Bäume. Die Dürre im Jahr 2018 war schließlich zu viel für den Resilienz geschwächten Wald. Am Ende hat der Borkenkäfer auch noch seine Arbeit gemacht und den Zusammenbruch der geschädigten Ökosysteme beschleunigt. Bis Anfang 2023 sind zwei Drittel aller Fichten im Harz abgestorben.
dieUmweltDruckerei hat Ende April bei der Aktion Aufbäumen im Harz unterstützt, in dem wir tatkräftig vor Ort mit gepflanzt und zudem über 300 heimische Bäume gespendet haben. Warum haben wir bei der Aufforstung eigentlich Hainbuchen und Spitzahorne gepflanzt? Es gibt ja auch Stimmen, die meinen, dass man den Wald einfach sich selbst überlassen solle?
Das Bergwaldprojekt engagiert sich seit 1991 an der Wiederherstellung der Ökosysteme im Harz. Zunächst beteiligten wir uns vor allem an der Renaturierung von Fließgewässern, Moorwiedervernässungen und der Förderung der Baumartenvielfalt zur Stabilisierung der Wälder vor allem im heutigen Nationalpark Harz. Mit Beginn des flächigen Zusammenbruchs der Wälder haben wir in Zusammenarbeit mit den Landesforsten unseren Einsatz auf die naturnahe Wiederbewaldung ausgerichtet. Mit der Beschaffung und Finanzierung von über 150.000 Standort heimischen autochthonen Setzlinge und mit hunderten Freiwilligen wie mit Euch, die sich an Pflanzungen, Bau von Schutzzäunen gegen Wildverbiss und an Pflegearbeiten beteiligen, unterstützen wir die Transformation der Monokulturen in naturnahe und damit stabilere Wälder. Bei der Auswahl der Baumarten achten wir neben Boden, Klima und Lage der jeweiligen Flächen auch auf die bereits vorhandenen Naturverjüngung, um diese entsprechend vergleichbarer Waldgesellschaften zu ergänzen. Nicht alle Baumarten sind als Pioniere auf den großen Freiflächen mit extremeren Temperaturen geeignet. Falls die Klimakatastrophe noch unterhalb der kritischen 2 Grad Marke zu stoppen ist, würden sich der Wald vermutlich auch ohne menschliche Unterstützung in einigen Jahrzehnten erholen. Die Wiederherstellung der günstigeren Klimabedingungen für die Wälder ist für Jahrhunderte jedoch aussichtslos und aufgrund des Samengehalts in den Böden ist das Risiko hoch, dass sich wieder ein hoher Fichtenanteil entwickelt. Diese instabilen Wälder erhöhen u.a. das Risiko für Überflutungen wie im Winter 2023/ 2024 in Niedersachsen.
Wie können unsere Leser:innen eure Pflanzprojekte genau unterstützen?
Jede*r kann sich an unseren Projekten beteiligen. Termine und Anmeldung zu unseren bundesweiten Projektwochen und Pflanztagen findet Ihr auf unserer Internetseite. Wir erheben keine Unkostenbeiträge für die Freiwilligen, aber wir sind natürlich auf die Finanzierung durch Fördermitglieder und Spender*innen angewiesen.
Die wirkungsvollste Unterstützung erhält der Wald als unverzichtbarer Teil der Biosphäre, wenn wir realitätsbewusst auf unseren Ressourcenverbrauch achten. Diese Anpassung muss in uns stattfinden.