Der Konsum als Wille und Vorstellung

Unser heutiger Konsum schwankt zwischen Widerstand und Widerspruch.
Wir fahren mit dem Geländewagen quer durch die Stadt zum Bio-Bäcker.
Wir spenden für die Opfer in Bangladesch, doch freuen uns über ein T-Shirt für 5 Euro.
Wir wissen um den Klimawandel und fliegen übers Wochenende nach London.
Wir sind gegen schlechte Arbeitsbedingungen, aber kaufen stets das neuste Smartphone.
Wir ärgern uns über die wachsenden Müllberge und trinken täglich Coffee-to-go.

Nachhaltiger Konsum

In der Wissenschaft spricht man Verantwortungsrhetorik, wenn die bekundete Einstellung dem eigentlichen Handeln widerspricht. Das heißt wir kennen das Problem, möchten eigentlich nicht Teil desselben sein und doch sind wir es. Aber wie lassen sich die Widersprüche überwinden? Ein Überblick über Effizienz-, Konsistenz- und Suffizienz-Strategien zur Förderung eines nachhaltigen Lebensstils.

Auf effiziente Produkte zu setzen, kann Rohstoffe, Emissionen und Energie sparen. Kann! Ein effizientes Auto beispielsweise spart Benzin und erzeugt damit weniger Abgase. Die Autos werden grundsätzlich auch effizienter, doch sie haben gleichzeitig mehr Motorenleistung. Steigende Leistung und erhöhte Effizienz gleichen sich praktisch aus. Dieser Bumerang-Effekt kann sogar zu einem Backfire-Effekt führen, wenn das vermeintlich effiziente Fahrzeug nun öfter gefahren wird als zuvor das alte und damit der eigene Abgasausstoß noch erhöht wird.
Faustregel: Kaufe effiziente Produkte und nutze sie effizient.

Lange Zeit wurde der Weg zwischen Produktion und Konsum linear gedacht, das heißt ein Gut wurde hergestellt und landet am Ende auf dem Müll. Das ist natürlich wenig ressourcenschonend, da die genutzten Rohstoffe den späteren Generationen nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Konsistenz-Ansatz hingegen versteht Produkte in Kreisläufen und vermeidet Abfälle. Energieanbieter zum Beispiel, die auf fossile Energieträger setzen, denken linear: Kohle wird aus der Erde gebuddelt, verbrannt und endet als Rauch in den Schornsteinen. Energetisch betrachtet, verursachen Ökostromanbieter hingegen weder Müll noch Emissionen, da die Energie aus Wind, Sonne und Wasser keine endlichen Ressourcen darstellen.
Faustregel: Präferiere zirkuläre und meide lineare Produkte.

Ein suffizienter Konsum kennzeichnet einen Lebensstil, der sich an den Schwerpunkten von Entschleunigung über Bescheidenheit bis Entkommerzialisierung orientiert, wodurch letztlich eine Steigerung der Lebensqualität gesehen wird. Statt Eigentümer eines sparsamen Autos (Effizienz) oder Elektro-Autos (Konsistenz) zu sein, kann es nach diesem Ansatz auch reichen, sich einfach eines zu leihen, wenn man es braucht oder ganz auf einen eigenen Wagen zu verzichten, da Bus und Bahn ohnehin um die Ecke sind.
Faustregel: Hinterfrage per se die Notwendigkeit von Produkten.

In diesem Sinne: Fahre mit einem Leihfahrrad zum Bio-Bäcker, trinke zu Hause eine gute Tasse Kaffee und telefoniere mit deinem alten Handy nach London, um zu berichten, was für ein schickes Shirt du auf dem Flohmarkt entdeckt hast. 😉

Ein Gedanke zu „Der Konsum als Wille und Vorstellung

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