GoBanyo: Waschen ist Würde!

Weltweit haben rund 884 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und etwa 2,6 Milliarden Menschen verfügen schlichtweg über keine sanitären Einrichtungen. In Deutschland kaum vorstellbar, doch auch in unseren Städten ist dieses UN-Menschenrecht leider keine Selbstverständlichkeit. Dr. Kevin Riemer-Schadendorf (KRS) von der UmweltDruckerei hat mit Christian Poelmann (CP) von GoBanyo gesprochen, wie sie den betroffenen Menschen vor Ort helfen.

GoBanyo: Duschbus

KRS
Moin Chris, wie du weißt, wohne ich zwischen Steindamm und Hansaplatz in Hamburg-St. Georg. Einem Viertel, wo auch viele Obdachlose ihr Dasein fristen. Sie schlafen häufig auf der Straße oder auf dem wenigen Grün unter freiem Himmel ohne Schutz vor Regen, Schmutz und Kälte. Oft habe ich mich gefragt, wie man diesen Menschen helfen könnte. Waren solche Erfahrungen für dich ausschlaggebend, um das soziale Projekt „GoBanyo“ mit zu gründen?

CP
Das sind Situationen, die auch ich täglich erlebe und Gedanken, die ich gut kenne. Allerdings muss ich sagen, dass der ausschlaggebende Moment bei GoBanyo mitzumachen für mich war, Dominik Bloh zu treffen. An einem Sommerabend 2018 saßen wir gemeinsam mit Gülay Ulas (ebenfalls GoBanyo-Mitgründerin) in einem Innenhof in Hamburg-Altona und sprachen über seine Ideen und Erfahrungen. Er war seit seinem 16. Lebensjahr selber über 10 Jahre immer wieder auf der Straße. Er berichtet uns: “Kein Essen, keine Wohnung, kein Geld – das sind erstmal Dinge, die niemand sieht und niemand mitbekommt. Was gesehen – und gerochen – wird ist, wenn man keinen ausreichenden Zugang zu sanitären Anlagen hat.” Das sei der Grund, warum Menschen sich von einem abwenden, warum ein Besuch beim Arzt mit Scham belegt ist und das Selbstwertgefühl verloren geht. Oder wie Dominik es ausdrückt: „Wer immer wie Dreck behandelt wird, fühlt sich irgendwann wie Dreck!“

Und jeder von uns kennt das wohltuende Gefühl, nach einem langen Tag unter die Dusche zu springen. Das ist selbstverständlich und immer erreichbar; meist nur ein Zimmer entfernt. Zumindest für uns…
Offiziellen Zahlen zufolge gibt es knapp 2.000 obdachlose Menschen in Hamburg. Aber hier ist die Dunkelziffer noch nicht mit eingerechnet. Für diese Menschen gibt es aktuellen Zahlen zufolge 17 Duschen in Tagesaufenthaltsstätten.

KRS
Und wie möchtet Ihr mit eurem GoBanyo-Projekt die angesprochenen Verhältnisse verbessern?

CP
Mit dem Duschbus GoBanyo bieten wir die bedingungslose Möglichkeit des würdevollen Waschens. Etwas Privatsphäre auf der sonst immer offenen Straße. Dafür haben wir einen Niederflurbus ausgebaut, mit drei vollausgestatteten Badezimmern mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Mit diesem fahren wir verschiedene Orte in Hamburg an und bieten viermal die Woche je fünf Stunden kostenfrei und bedingungslos die Möglichkeit zum Duschen. Es gibt verschiedene (Pflege-)produkte und grundlegende Kleidung. Außerdem immer einen netten Schnack mit den Menschen am Bus. Auf Augenhöhe. Denn wir glauben: Wer sich in seiner Haut wohlfühlt, erlangt Selbstbewusstsein zurück. Und dieses ist eine Grundlage um weitere Schritt angehen zu können. Denn: Waschen ist Würde!

KRS
Wir finden die Ziele von GoBanyo großartig! dieUmweltDruckerei unterstützt das soziale Projekt nicht nur mit Öko-Printmaterialien, sondern hat zudem entschieden, die Initiative mit 1.000 € zu unterstützen, um notwendige Reparaturarbeiten im und am Bus zu ermöglichen.
Können euch auch noch andere Unternehmen und Privatpersonen mit Geldspenden supporten? Und wenn ja, an wen müssten sich diese wenden?

CP
Als gemeinnütziges Projekt freuen wir uns immer über (finanzielle) Unterstützung. Mit dieser können wir den Betrieb sichern und ebenso auf dieses wichtige Thema hinweisen und hoffentlich sensibilisieren.
Aber auch ehrenamtlich kann man supporten. Im Betrieb direkt am Bus oder auch als Fahrer unserer „Perle“ – dafür wird ein großer LKW-Führerschein benötigt. Wer also Lust hat, dabei zu sein, meldet sich einfach via kontakt(at)gobanyo.org oder schaut für weitere Infos auf unsere Seite oder Facebook und Instagram.

GoBanyo-Team

GoBanyo von links nach rechts: Stella Markotic, Dominik Bloh, Christian Poelmann und Gülay Ulas (nicht auf dem Bild: Anselm Oppenberg)

Wer ebenfalls für das soziale Projekt spenden möchte: Hier gehts zum Spendenkonto. dieUmweltDruckerei wünscht dem Team von GoBanyo weiterhin viel Erfolg!