Peequality – Gleichberechtigung für ein Grundbedürfnis

Frauen kennen das Problem: lange Schlangen vor dem Damenklo. Sei es in Bars und Clubs oder auf Konzerten. Auch am Flughafen, im Theater oder Kino sieht es meist nicht besser aus. Frauen müssen beispielsweise auf Straßenfesten und Musikfestivals im Schnitt sechs Minuten vor der Toilette warten; Männer hingegen nur elf Sekunden. Warum ist das so? Diese Frage stellen sich wohl viele Frauen. Doch muss das sein? Unser Nachhaltigkeitsleiter fragt nach bei Lena Olvedi. Sie hat Missoir gegründet, um Gleichberechtigung für ein Grundbedürfnis zu schaffen, ein schambehaftetes Thema zu enttabuisieren und um Gutes für unsere Umwelt zu leisten.

Missoir - ein Hockurinal für Frauen

Wir wohnen beide in Berlin-Kreuzkölln. Bei einem Spaziergang durch die Berliner Hasenheide entdeckte ich ein neues Klohaus. Ich sah eine Frau, die wütend an der verschlossenen Klotür rüttelte. Sie konnte das WC nicht nutzen, da die Toilettenbenutzung nur mit Kreditkarte möglich war. Die Pissoirs sind für Männer hingegen kostenlos. Verständlicherweise ein großes Ärgernis für die Dame.

Ich glaube, dieses Problem kennt jede – kurz mal müssen ist für uns oft kein Pipifax, sondern meist mit Aufwand und Zeit sowie Mühe und Kosten verbunden – sofern eine Toilette überhaupt verfügbar ist. Wir müssen aus natürlichen Gründen schlichtweg öfter: kleinere Blase, Periode, Schwangerschaft etc.

Durch das Fehlen eines Urinals haben wir quasi per Gesetz weniger Möglichkeiten zur Erleichterung als Stehpinkler. Unfair ist auch, dass während Pissoirs oft kostenfrei zur Verfügung stehen, die Sitztoiletten Nutzungsgebühren kosten. Zudem setzen sich die meisten nicht direkt auf eine öffentliche Kloschüssel, was wiederum unnötige Zeit und Aufwand kostet. Toiletten werden hauptsächlich zum Pinkeln aufgesucht. Je nach Trinkverhalten müssen wir täglich mindestens fünfmal pinkeln. Daher sind Pissoirs ideal und zu Recht seit gut 200 Jahren normal und Standard, um sich schnell und kontaktfrei zu erleichtern. Doch warum sind sie nur für 50 % der Bevölkerung zugänglich? Das muss sich ändern!

Ich komme gerade von einem Festival – noch ohne Missoirs. Die Männer hattens wie immer leicht und nutzten die zahlreichen Pissoirs; die Frauen standen leider wieder Mal Schlange vor den wenig attraktiven Plastiktoilettenkabinen. Missoir versteht sich als überfälliges Pendant zum Pissoir. Doch wie genau funktioniert eigentlich ein Missoir?

Missoir ist wie pullern hinterm Busch – nur viel besser. Missoir ist ein Hockurinal, das heißt, dass ein längliches Urinal aus Edelstahl im Boden eingelassen ist, so wird unsere natürliche Hockhaltung respektiert. Gepullert wird durch ein Spritzschutz. Seitliche Haltestangen geben, falls gewünscht, zusätzlichen Komfort. Dazu stehen Toilettenpapierspender mit Einzelblattentnahme und Mülleimer zur Verfügung. Ein extra großer Kleiderhaken rundet das Set perfekt ab.

Beim Missoir pinkeln Frauen natürlich in der Hocke.

Auf Festivals sind wir mit den mobilen Missoirs unterwegs; mit je drei integrierten Missoir Sets, komplett ausgestattet und inkl. unserem Pipilotta Service, der aus einem dringenden Bedürfnis ein empowerndes HapPEEning zaubert. Die Nutzung ist super schnell, hygienisch und durch die überfällige Wahlmöglichkeit werden Toiletten sowie Warteschlangen extrem entlastet.

Peequality, also Gleichberechtigung für ein Grundbedürfnis, ist mir genauso wichtig wie Nachhaltigkeit. Daher ist Missoir nicht nur das Pendant zum Pissoir, sondern auch ein umweltfreundliches Trockenurinal.

Ein „umweltfreundliches Trockenurinal“? Was genau ist denn so ökologisch daran?

Missoir ein nachhaltiges Trockenurinal und verbraucht kein wertvolles Spülwasser – denn Toiletten werden mit Trinkwasser gespült. Wegen ca. 200 ml Urin werden bis zu 10 wertvolles Wasser verbraucht. Im Schnitt gehen 30 % von unserem Wasserverbrauch nur für unseren Toilettengang drauf, das sind in Deutschland über zwei Milliarden Liter der lebenswichtigen Ressource. Auch verbunden mit hohen Kosten. Wir müssen umdenken, handeln und Lösungen nutzen – denn es gibt sie. So wie die neuen zwölf öffentlichen nachhaltigen City Toiletten von EcoToiletten mit Missoirs in ganz Berlin, die ersten Missoirs in Clubs in Berlin, Hamburg und international.

Auch ist Dünger aus Urin ein zukunftsweisendes Thema. Missoir ist Mitglied beim NetSan, das Netzwerk für nachhaltige Sanitärsysteme, mit vielen tollen Menschen aus Forschung, Wissenschaft, Interessierte und nachhaltigen Dienstleistern aus Deutschland, Österreich und Schweiz, die für die Nährstoff- und Sanitärwände arbeiten. Tipp zum Thema: Holy Shit kommt im Herbst in die Kinos.

Das klingt ziemlich spannend. Und wie können unsere Leser:innen Missoir unterstützen?

Vielen Dank. Seit Jahren arbeite ich mit sehr viel Herzblut für Peequality als Einzelkämpferin in einer männerdominierten Branche und zu einem (noch) Tabuthema. Ich möchte etwas verändern und bewegen und freue mich sehr über jeglichen Rückenwind und Support, um Missoir zu normalisieren und zu etablieren.

Folgt und taggt uns, erzählt dem Lieblingsclub, -bar, -lokalität von Missoir, empfiehlt uns weiter. Seid ihr selbst Veranstaltende, mietet gerne ein mobiles Missoir oder seid echte Peeoniere und bietet euren Gästen neben Pissoirs auch Missoirs an – leere Blasen trinken mehr und happee guests sind die beste Referenz. Lasst zudem gerne euer Feedback bei der Klo-Umfrage des Senats da. Wenn ihr ebenfalls für mehr kostenfreie öffentliche Toiletten seid, dann unterschreibt gerne die gemeinsame Petition Pee for free.

Vielen Dank – ohne euch läuft nichts!
Missoir bietet neue Toiletteen für ein gerechteres Pinkeln.