Unsere Partnerin Ashoka ist eine gemeinnützige Organisation, die weltweit das Sozialunternehmertun fördert. Die Sozialunternehmer, so genannte Ashoka Fellows, werden nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch professionell beraten und finden darüber hinaus wichtige Kontakte im wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und sozialen Sektor. Dr. Kevin Riemer (KR) von der UmweltDruckerei hat sich mit der Projektmanagerin Katharina Hinze (KH) von Ashoka Deutschland ausgetauscht, um mehr über das Netzwerk und dessen Ziele zu erfahren.
KR
Ashoka hat sich zum Ziel gesetzt, soziale UnternehmerInnen (Social Entrepreneurs) gezielt zu fördern. Was unterscheidet das Sozialunternehmertun eigentlich von „klassischen“ Nonprofit- und Nichtregierungsorganisationen sowie von unternehmerischen CSR-Konzepten?
KH
Gute Frage! Im Sinne von Ashoka sind Sozialunternehmer Menschen, die innovative und unternehmerische Lösungen für soziale Probleme finden. „Unternehmerisch“ heißt dabei aber nicht, dass ich Gewinne erziele – das ist ein häufiges Missverständnis. Es beschreibt viel mehr eine Haltung, mit der ich als Sozialunternehmer vorgehe: Ich finde eine neuartige Lösung. Ich bin nicht damit zufrieden, wenn meine Lösung an einem Ort funktioniert, sondern ich will meine Wirkung verbreiten. Um es mit den Worten von Ashoka-Gründer Bill Drayton zu sagen:
“Social entrepreneurs are not content with giving people fish, or teaching people how to fish. They will not rest until they have revolutionized the fishing industry.”
Der Fokus liegt hier also auf dem Unternehmer als Person und nicht auf der Organisationsform.
KR
Ein Kritikpunkt am Sozialunternehmertum ist, dass es lediglich die Symptome bekämpft, nicht jedoch das eigentliche Kernproblem angeht. Können Sie die Kritik nachvollziehen?
KH
Die Frage der Wirkung ist eine, die sich alle sozialen Organisationen stellen müssen, ob Sozialunternehmer oder nicht. Mit Blick auf Ashoka kann ich aber sagen: Es gehört zu unserer Definition von Sozialunternehmern dazu, dass sie die Probleme an der Wurzel packen! Ein Beispiel: Ashoka-Fellow Frank Hoffmann bildet blinde Frauen als Tastuntersucherinnen für Brustkrebsvorsorge aus. Damit verbessert er nicht nur die Krebsprävention und schafft Einkommensmöglichkeiten für blinde Menschen. Er verändert auch unsere Wahrnehmung von Behinderung – vom Defizit zum Potenzial. Das ist weitaus mehr als nur Symptome zu bekämpfen – es ist eine systemische Veränderung. Übrigens: Wenn Sie jemanden kennen, der Probleme an der Wurzel packet, dann nominieren Sie die Person gern als Ashoka-Fellow. Wir freuen uns immer über neue Vorschläge – am Besten per E-Mail direkt an mich!
KR
Auch wenn die Frage ein wenig allgemein gehalten sein mag und daher geradezu nach einer pauschalisierten Antwort verlangt, aber haben Sie dennoch erste Tipps und Anregungen für Menschen, die sich sozial und ökologisch engagieren wollen?
KH
Natürlich! Wenn ich mich ehrenamtlich engagieren möchte, finde ich z.B. über regionale Ehrenamtsbörsen oder auf betterplace.org Projekte, die Unterstützung suchen. Fast jeder Sozialunternehmer oder Non-Profit-Organisation arbeitet mit Ehrenamtlichen: Im Zweifel einfach nachfragen. Wenn ich eine eigene Organisation gründen möchte, dann empfiehlt es sich, zunächst einmal zu schauen, was es schon gibt. Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden. Oft gibt es schon tolle Ansätze, die ich adaptieren oder übertragen kann – hier lohnt es sich, ins Gespräch mit anderen Organisationen zu gehen. Egal, ob neue Lösung oder nicht: Gerade für junge Gründer gibt es wertvolle Unterstützungsangebote, zum Beispiel bei „Social Impact“, einer Organisation von Ashoka-Fellow Norbert Kunz.
KR
Liebe Frau Hinze, vielen Dank für das spannende Interview! Wir hoffen, ein paar unserer LeserInnen für das Sozialunternehmertum inspiriert zu haben!